Einige Bemerkungen zu Interventionen und sich daraus ergebenden
Vereinbarungen im Vergleich zum Text von Christoph Spehr
Warum Intervention notwendig ist
Christoph Spehr erwähnt als Widerstandsform nur die
Kooperationsverweigerung. D. h., wenn eine Person mit einer Entscheidung nicht
einverstanden ist, kann sie die Kooperation bei der Umsetzung verweigern. Anders
ausgedrückt, sie braucht nicht mitzumachen. Wenn jedoch z.B. irgendwo Gold oder
Erdöl gewonnen wird bzw. ein Industriebetrieb Gifte ins Wasser leitet, werden
die Opfer der Trinkwasserverschmutzung meist nicht zur Kooperation gebraucht.
Deshalb muss es auch die Möglichkeit zur aktiven Gegenwehr geben. Nur so können
Dinge verhindert werden, die auch passieren würden, wenn man sich selbst nicht
aktiv daran beteiligt.
Intervention bei der Verteilung von benötigten Gegenständen und sich daraus
ergebende Vereinbarungen
Es stellt sich die Frage, wie die Verteilung der
benötigten Gegenstände in freien Kooperationen gerecht erfolgen kann. Eine
Zuweisung von oben bzw. von vornherein ist ja nicht möglich. Es gibt auch keine
dauerhaften Vereinbarungen, weil diese jederzeit gekündigt werden können. Auch
der Handel, also der Tauschwertausgleich fällt weg. Es bleibt nur ein
Schenksystem übrig. Hier soll nun an einigen Beispielen beschrieben werden, wie
dort eine Verteilung so erfolgen kann, dass niemand benachteiligt
wird.
Wie erfolgt z. B. die gerechte Verteilung von Butter?
Ausgegangen wird vom jeweils aktuellen Zustand.
Wenn dadurch die Umwelt zerstört wird, leisten Umweltgruppen Widerstand. Dies
führt dazu, dass die gesamte landwirtschaftliche Produktion auf ein
umweltverträgliches Maß gebracht wird. Was konkret produziert wird, wird
zwischen den Erzeugenden und den Verbrauchenden entsprechend des aktuellen
Bedarfs ausgehandelt. Die Tierschutzgruppen achten dabei auf eine artgerechte
Haltung. Auf diesen Weg wird z.B. die Gesamtmenge der produzierten Butter zum
aktuellen Zeitpunkt ermittelt. Wenn bei der Verteilung zwischen den
verschiedenen Regionen eine bestimmte Region benachteiligt wird, werden die dort
Butter verbrauchenden Personen protestieren. Eine Einigung führt zu einer
gerechteren Verteilung. Wenn aber diejenigen, die mehr Butter verbrauchen,
andere Produkte weniger verbrauchen, kann auch das als Ausgleich akzeptiert
werden. Das Gleiche gilt für die
Verteilung zwischen den Personen einer Region. Das setzt natürlich eine
einigermaßen gleiche Machtverteilung zwischen den verschiedenen Gruppen und
Personen voraus.
Anwendung dieser Methode auf andere Gegenstände
Mit dieser Methode kann jede Produktion und
Verteilung festgelegt werden. Die Anwendung dieser Methode für andere
Nahrungsmittel, wie z. B. Brötchen, dürfte klar sein. Deshalb soll diese
Methode für Erdgas beschrieben werden.
Ausgegangen wird vom jeweils aktuellen Zustand.
Wenn dadurch die Umwelt zerstört wird, leisten Umweltgruppen Widerstand. Dies
führt dazu, dass die gesamte Erdgas-Produktion auf ein umweltverträgliches Maß
gebracht wird. So wird auch die Erdgas-Gewinnung selbst nicht so
umweltzerstörend. Ob statt Erdgas ein anderer chemischer Grundstoff bzw.
Energieträger verwendet wird, wird zwischen den Erzeugenden und den
Verbrauchenden entsprechend des aktuellen Bedarfs ausgehandelt. Die Bewohner der
jeweiligen Fördergebiete achten dabei darauf, dass die Energie- bzw.
Rohstoffgewinnung nicht auf ihre Kosten geht. Auf diesen Weg wird z.B. die
Gesamtmenge des produzierten Erdgases zum aktuellen Zeitpunkt ermittelt. Wenn
bei der Verteilung zwischen den verschiedenen Regionen eine bestimmte Region
benachteiligt wird, werden die dort Erdgas bzw. die daraus gewonnenen Produkte
verbrauchenden Personen protestieren. Eine Einigung führt zu einer gerechteren
Verteilung. Wenn aber diejenigen, die mehr Erdgas bzw. die daraus gewonnenen
Produkte verbrauchen, andere Produkte weniger verbrauchen, kann auch das als
Ausgleich akzeptiert werden. Das Gleiche gilt für die Verteilung zwischen den
Personen einer Region. Das setzt natürlich eine einigermaßen gleiche
Machtverteilung zwischen den verschiedenen Gruppen und Personen
voraus.
Grundprinzipien bei der Anwendung von Interventionen
Diese Vorgehensweise setzt voraus, dass sogar
Gruppen, die von einer Entscheidung nicht unmittelbar beeinflusst werden (z.B.
Umweltgruppen) Widerstand leisten dürfen. Interventionen müssten also für alle
möglich sein. Christoph Spehr hat aber einige wichtige Kriterien zur
Unterscheidung von guten und schlechten Interventionen erwähnt. Hier erfolgt
eine Zusammenfassung mit einigen Ergänzungen:
- Das Existenzminimum von Personen darf nicht
angetastet werden.
- Personen dürfen nur daran gehindert werden, Dinge
zu tun, die Andere als schädlich empfinden.
- Dies darf nicht von einer Position der Stärke aus
geschehen bzw. um eigene Vorteile bzw. die Nachteile für Andere zu
sichern.
- Sollte dies doch geschehen, darf gegen diese
Motivation wieder interveniert werden.
- Mächtigere Akteure dürfen allerdings ihre
Forderungen bei sich selbst durchsetzen und damit Anderen ein gutes Beispiel
geben.
- Wenn Andere dies nachahmen wollen, dürfen sie
dabei unterstützt werden. So können die eigenen Ziele unter Berücksichtigung der
Interessen der Anderen verwirklicht werden.
- Es sollte versucht werden, einen Konsens (keinen
(faulen) Kompromiss) für das Problem zu suchen, mit dem alle leben
können.
- Dies bedeutet insbesondere, dass alle Seiten
versuchen müssen, ihre Position nachvollziehbar zu vermitteln.
- Im Zweifelsfall bei nichtausräumbaren
Meinungsverschiedenheiten geht Rücksicht vor.
Beispiele:
- Die Anti-AKW-Bewegung darf gegen AKWs
protestieren bzw. versuchen, ihre Stilllegung zu erreichen. Die
Bundesregierung darf aber die tschechische Regierung nicht zwingen, das AKW
Temelin stillzulegen (Machtverhältnis, Sicherung des eigenen Vorteils).
Allerdings darf sie selbst alle AKW stilllegen und regenerative Energien
fördern. Außerdem darf sie Erfahrungen und
technische Mittel für regenerative Energien ohne jeden Zwang und ohne
zusätzliche Bedingungen zur Verfügung stellen.
- Es darf die Einhaltung von Umwelt- und
Sozialstandards verlangt werden. Dies darf nicht genutzt werden, um
Handelsvorteile zu erreichen. Allerdings darf
eine sozial- und umweltgerechte Landwirtschaft gefördert werden. Aus den
jeweiligen anderen Ländern dürfen fair gehandelte Produkte bezogen werden.
Dies verschiebt auch die Produktion zugunsten dieser
Produkte.
Uwe