Umfassende Bereiche:
Die Praxis entscheidet. Wenn ich mich nicht für Politik interessieren
würde, würde "meine" Kosmologie ganz anders
aussehen. Die politischen Erfahrungen jedoch wachsen. Als ich
vorige Woche für das "Anderthalbbuch" einen theoretischen
Text von 1990 abschrieb, stellte ich fest, daß damals die
grundlegenden Weichen der neuen Orientierung schon gestellt waren.
Nur an einer Stelle müßte ich heute korrigieren. Ich
hab mich etwas bange gefragt, was denn nun die fünf Jahre
seitdem gebracht haben... Hätte ich seitdem jedem Monat eine
Zukunftswerkstatt gemacht, hätte ich
mehr erreicht.
Trotzdem brüte ich seit einigen Wochen über neuen Impulsen.
Einer war die Praxisphilosophie. Der andere
kommt aus der Richtung des Ökofeminismus.
Dieser vermittelt mir eine neue Art von Praxis (wenn auch wieder
nur mittels Bücher) und vereinigt Ökologie, Frauenfragen
und Dritte-Welt-Probleme. Im Wesentlichen haben wir
die Politik dazu schon im INFO von 1991/92 richtig erfaßt.
Aber man sollte an einigen Stellen tiefer nachforschen. Einige
Kritiken am westlichen Denken,
an seiner Methode, seinen Inhalten trifft auch mein Denken über
Entwicklung, Gesetz und Erkenntnis. Ich bewege mich innerhalb
der westlichen Tradition der Rationalität, der Aufklärung,
der Hegelschen Dialektik. Die Kritik an
diesem Denken durch die New-Age-Esoterik (F.Capra) konnte mich
daran nicht zweifeln machen. In dieser Esoterik wird das "dualistische,
cartesische" Denken und die Rationalität insgesamt für
alle Übel der Welt verantwortlich gemacht. Wenn man dies
ablege und sich künftig meditativ in a-rationale "Informationsfelder"
zwischen Himmel und Erde und den Menschen versenke, könne
man die Welt retten. Dies ist nicht meine Welt.
Die Kritiken des Ökofeminismus an dieser Art Denken und Handeln
ist anders. Durch Maria Mies wird eine enge Verbindung zur sozialen
Grundlage des Erkennens gesehen. "Westliches", durch
Zerstörungs- und Kriegsziele wesentlich geprägtes Erkennen
wird dabei kritisiert und eine neue ganzheitliche, natur-, frauen
und menschenorientierte Wissenschaft anvisiert. Ein Überdenken
dieses Problems macht eine Hinterfragung des Gesetzesbegriffs notwendig.
Ein anderer, wichtiger "Knackpunkt" feministischen Denkens
ist mir schon lange aufgefallen. Feministen und Dritte-Welt-Leute
kritisieren den "Entwicklungs-Standpunkt".
Einerseits kann ich das abtun als Ablehnung der kapitalistischen
"Entwicklung". Andererseits geht die Kritik tiefer.
Sie trifft wesentliche Kernpunkte "westlicher" Weltanschauung
in Bezug auf Forschritt, Voranschreiten - also "Entwicklung".
P.S. Die Idee ist blamiert, solange es kein Interesse gibt (Marx)
- und sogar bei Interesse gilt das Prinzip: "Alle Menschen
und Dinge sind Lehrende - Experten sollen nur reden, wenn sie
gefragt werden" (und das werden sie
immer weniger, da sie meistens Käse erzählen...).
|
||
siehe auch: